Wenn sich Gelenke ungewöhnlich weit durchstrecken und zugleich Druckschmerz, Hämatomneigung oder Schwellungen auftreten, steckt oft mehr dahinter als „nur“ Hypermobilität.
Viele Betroffene mit Lipödem berichten über sehr bewegliche, aber weniger stabile Gelenke. Diese Kombination kann Statik und Gang verändern, den Lymphfluss erschweren und zu Fehlbelastungen führen.
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Einordnung
Hypermobilität bedeutet: Gelenke lassen sich weiter bewegen als üblich. Das kann harmlos sein, kann aber auch Teil einer Hypermobilitäts-Spektrum-Störung oder des hypermobilen Ehlers-Danlos-Syndroms sein.
Warum das beim Lipödem zählt: Viele Betroffene haben beides. Überbewegliche Gelenke brauche mehr aktive Stabilität. Trifft das auf zusätzliches Gewebevolumen und ein schmerzempfindliches Unterhautfettgewebe, steigt die mechanische Last – vor allem an Knie, Hüfte und Füßen.
Was verbindet Lipödem und Hypermobilität?
- Bindegewebe: Beide Krankheitsbilder betreffen Strukturen des Bindegewebes. Ist das Gewebe „laxer“, geben passive Haltestrukturen schneller nach und die Muskulatur muss mehr Stabilität liefern.
- Hormonelle Einflüsse: Östrogene beeinflusse Fettverteilung, Gewebe und Schmerzempfinden. Das erklärt, warum Beschwerden sich in Phasen hormoneller Umstellung verändern können – ein direkter Kausalnachweis ist aber nicht gesichert.
- Lymphfluss: Ein guter Lymphfluss hängt stark von Bewegung und Muskelpumpe ab, vor allem in Fuß und Wade. Wenn Gelenke instabil sind und Muskulatur weniger Spannung aufbaut, läuft der Rücktransport zäher. Schwellungen und Druckschmerz können dadurch zunehmen.
Typische Folgen in der Praxis
- Erhöhte Gelenkbelastung: Die Kombination aus Instabilität und zusätzlichem Gewicht führt leicht zu Fehlstellungen und einem „wackligem“ Gang.
- Schmerzen und Verletzungen: Überstrecken, Mikrotraumata, gereizte Sehnen. Das ohnehin empfindliche Lipödem-Gewebe verstärkt das Schmerzempfinden.
- Verändertes Gangbild: Schonhaltungen, geringere Schritt-Effizienz, Lastspitzen in bestimmten Phasen des Schritts.
- Müdigkeit: Viele fühlen sich schneller erschöpft. Das ist logisch: Stabilität kostet Kraft, Schmerz kostet Energie.
Therapie: Was nachweislich hilft, wenn beides vorliegt

Das Ziel ist dreigleisig: Schmerz senken, Stabilität erhöhen, Lymphfluss unterstützen. Entscheidend ist die Reihenfolge: erst Kontrolle und Technik, dann langsam steigern.
1. Passende Kompressionsversorgung
Kompression kann Schmerzen und Schwellungen mindern und die Propriozeption verbessern. Viele Betroffene berichten, dass sich Gelenke mit gutsitzender Kompressionskleidung „geführter“ anfühlen.
→ Hierbei können Ihnen die LIPOELASTIC Kompressionsmieder helfen - wie zum Beispiel die ACTIVE leggings oder die FLOW leggings.
2. Lymphfluss aktiv fördern
Sanfte manuelle Techniken können Schwellungen lindern und den Lymphfluss unterstützen. Noch wichtiger ist die eigene Bewegung: regelmäßige Aktivierungsphasen, Fuß- und Wadenpumpe nutzen, bewusst atmen. Zwerchfellatmung wirkt wie ein innerer „Sog“ und unterstützt den Rücktransport.
3. Kraft und Koordination vor Beweglichkeitsgewinn
Bei Hypermobilität ist Dehnen in Endlage selten sinnvoll. Was hilft, ist kontrollierte Kraft in stabilen Bereichen:
→ Hüfte: Abduktion und Extension, Gesäßmuskel gezielt ansteuern
→ Knie: Step-downs, Split Squats mit Unterstützung, sauberer Knie-über-Fuß-Verlauf
→ Fuß: Fersenheben, Fußgewölbe-Training, kurze Barfußsequenzen auf sicherem Untergrund
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4. Alltag und Ergonomie
→ Häufige kurze Aktivierungsblöcke statt seltener „Vollgas-Einheiten“
→ Lasten körpernah führen, Endlagen meiden
→ Schrittfrequenz erhöhen, harte Stöße vermeiden
→ Schuhe und ggf. Einlagen prüfen, um Achsen zu stabilisieren
5. Ausdauer und Atmung
Gehen, Radfahren, Aquafitness. Gleichmäßige, zyklische Bewegung unterstützt den Lymphfluss. Atmen Sie bewusst „in den Bauch“, während Sie gehen oder radeln.
6. Schmerz und Psyche mitdenken
Schmerzaufklärung, Schlaf, Stressmanagement und bei Bedarf psychologische Unterstützung. Wer versteht, warum der Körper so reagiert, bleibt eher dran und überschreitet seltener die persönliche Belastungsgrenze.
Fazit
Lipödem und Hypermobilität sind zusammen kein „K.O.-Kriterium“, aber sie verlangen einen klugen Plan. Instabile Gelenke brauche aktive Führung, das Lipödem-Gewebe möchte entlastet werden und der Lymphfluss freut sich über jede Bewegung.
Mit passender Kompressionskleidung, stabilisierendem Kraft- und Koordinationstraining, kurzen Aktivierungsinseln im Alltag und bewusster Atmung schaffen Sie spürbar mehr Stabilität und weniger Schmerz.
Die ärztliche Diagnose bleibt der Startpunkt – der Fortschritt entsteht im Alltag. Schritt für Schritt.
Erfahren Sie in unseren Blogartikeln wie die Lipödem-Diagnose erfolgt und wann der richtige Zeitpunkt für Diagnose und Behandlung ist.
Austausch mit anderen Betroffenen
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LIPOELASTIC TEAM 

